Forstbetrieb der Stiftung verzeichnet historischen Höchststand an Schadholz
Das Forstwirtschaftsjahr 2019 der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau (ESPS) zeigt dramatische Zahlen. Bereits Ende Juli verzeichnet die Stiftung knapp 80 Prozent der Menge an „Käferholz“, die 2018 im gesamten Jahr anfiel. Grund für diese im Vergleich zum Vorjahr markant gestiegene Menge Schadholz ist der Insektenbefall der Bäume. Die anhaltende Trockenheit schwächt die Bäume und begünstigt, dass die Insekten sich extrem vermehren. „Als Stiftung müssen wir den wirtschaftlichen Schaden im Forst im Blick haben. Dennoch ist uns allen klar, dass die Schädigung der Natur die eigentliche Katastrophe ist, deren Auswirkung gar nicht zu beziffern ist,“ erläutert Steffen Ellwanger, Förster der ESPS die Situation.
Insgesamt hat die Stiftung bis Ende Juli rund 33.200 Festmeter Holz geerntet. Davon wurden jedoch nur etwa die Hälfte planmäßig eingeschlagen. Die andere Hälfte des Holzes musste aufgrund von Schäden geschlagen werden, Hauptursache sind Insekten. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren betrug der Anteil an Käferholz an der gesamten Jahresernte lediglich 2,6 Prozent. Eine Entwicklung, die, so Ellwanger, die Stiftung und alle anderen Waldbesitzer und Forstbetriebe vor dieselben großen Herausforderungen stelle.
Douglasie statt Fichte: Ökosystem erhalten
Die Stiftung bewirtschaftet 7.500 Hektar Wald im Odenwald, Kraichgau und Schwarzwald. Sie ist die größte körperschaftliche Waldbesitzerin in Baden-Württemberg. Entsprechend hoch ist ihre Verantwortung, den Wald als Naherholungsraum der Region wie auch den Lebensraum für Flora und Fauna zu erhalten. Das bedeutet: Die Stiftung muss mittelfristig Lösungen finden, um den Wald nachhaltig resistenter gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen. So haben die Förster der ESPS bereits damit begonnen, den Baumbestand behutsam umzubauen. Die Experten pflanzen bevorzugt klimatolerantere Baumarten wie Douglasie, Tanne, Eiche, versuchsweise auch Baumhasel. Die Fichte wird langsam reduziert. Insbesondere die Douglasie wird im Wald der ESPS schon seit den 1970er intensiver angebaut. Sie hat aktuell einen Anteil von 10 Prozent, die Fichte liegt bei rund 33 Prozent. Dieser Anteil wird sich langsam weiter zugunsten der Douglasie verschieben.
Holz auf Halde: Sägewerke sind dicht
In den Sägewerken kommt es durch den massiven Holzeinschlag zum Preis-Dumping. Außerdem bringt das Überangebot an Holz die Sägewerke an die Grenzen ihrer Kapazität, sie können kein Holz zur Weiterverarbeitung mehr annehmen. Um Abhilfe zu schaffen, hat die ESPS Zwischenlager eingerichtet. Die Lager befinden sich in Fahrenbach im Odenwald und in Neckarbischofsheim. Hier werden große Mengen des geernteten Holzes trocken zwischengelagert: „Wir sind gezwungen, die geschädigten Bäume zu fällen, können sie aber nicht im Wald belassen, da die Käfer sonst noch gesunde Bäume befallen würden. Da die Sägewerke zum Teil nichts mehr abnehmen, mussten wir diese Lösung finden“, erklärt Steffen Ellwanger.
Klimawandel durch eigenes Verhalten beeinflussen
Um auf unser Verhalten einzuwirken, das den Klimawandel mit verursacht, bietet die ESPS beispielsweise zahlreiche waldpädagogische Aktivitäten. Sie unterstützt das jährlich stattfindende Baumhaus-Camp der Evangelischen Landeskirche in Baden, hat sich selbst als Organisation dem zertifizierten Umweltprogramm des „Grünen Gockels“ verpflichtet und tourt mit dem Waldmobil durch Schulen und Kindergärten der Region. „Schöpfung bewahren heißt konkret, dass wir jungen Menschen Respekt vor der Natur und die ökologischen Zusammenhänge vermitteln, sagt Förster und Waldpädagoge Ellwanger.