Der nächste Winter kann kommen
Endlich wird es in der Stadtkirche in Schönau wieder warm!
Die Gottesdienste in der Evangelischen Stadtkirche in Schönau waren in den letzten Jahren eine recht unterkühlte Sache. Drei Jahre lang musste die Kirchengemeinde ohne Heizung zurechtkommen. An Stelle der alten Ölheizung wurde nun eine moderne Pelletheizung eingebaut. Mit dem Gottesdienst zur Jubelkonfirmation wurde die neue Anlage in Betrieb genommen. Den Großteil der Gesamtkosten in Höhe von rund 560.000 € übernimmt die Stiftung Schönau als Eigentümerin der Kirche.
Die alte Anlage wurde 2020 im Rahmen der regulären Wartung kurzfristig stillgelegt, da sich bei der alten Ölheizung eklatante Sicherheitsmängel offenbarten. Seitdem feierte die Kirchengemeinde ihre Gottesdienste entweder in der kalten Kirche -an Weihnachten bei 5°C- oder im kleinen Gemeindehaus.
Pfarrerin Agnes Seyferth zeigt sich sichtlich erleichtert: „Wir sind froh und dankbar, dass wir nun endlich wieder eine funktionierende Heizung und damit eine angenehme Wärme in der Kirche haben.“
Die Coronapandemie und Materialengpässe hatten den Einbau spürbar verzögert. Im Zuge der Heizungssanierung wurde außerdem eine Fensterlüftungssteuerung eingebaut, verbunden mit einem Monitoring, um Einstellungen und Wirkung prüfen zu können. Dieses umfasst Innen- und Außentemperatur, Aufheizautomatik und die Luftfeuchtigkeitsmessung. Auch die Energieverbräuche, incl. dem CO2-Ausstoß werden erfasst. Erneuert wurden auch die Heizungsleitungen sowie der Heizungskeller.
Etwas mehr als 560.000 € hat die Baumaßnahme gekostet, gut 555.000 € übernimmt die Stiftung Schönau. Darin enthalten sind außerdem Kosten für ein Gutachten zur Sandsteinfassade und eine 3-D-Bestandsdokumentation der Kirche. Die Heizungserneuerung ist der 1. Bauabschnitt einer geplanten umfassenden Dach- und Fassadensanierung. „Sehr viele Fugen an den Mauern der Kirche sind undicht“, berichtet Seyferth. „Die eigentliche Sanierung wird aber erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.“
Grund ist das sogenannte Baumoratorium der Landeskirche. Der Transformations- und Reduktionsprozess der Evangelischen Landeskirche in Baden und die damit verbundene Verknappung der finanziellen Mittel haben zu einschneidenden Veränderungen bei der Genehmigung von Baumaßnahmen geführt. Nur noch unabwendbare Baumaßnahmen sowie Verkehrssicherungsmaßnahmen werden genehmigt. So kann auch die eigentliche, große Sanierung an der Stadtkirche in Schönau erst nach dem Ende des Moratoriums angegangen werden. Wann das sein wird, ist indes ungewiss.
Folge der zahlreichen undichten Fugen im massiven Mauerwerk ist eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit im Innenraum. Im Moment weiten sich die Schäden weiter aus. „Das finde ich bei einem Gebäude aus dem 13. Jahrhundert mit diesem historischen Stellenwert sehr schade“, ergänzt Seyferth. Auch die Orgel leide massiv darunter und müsse nächstes Jahr von der Kirchengemeinde aufwändig restauriert werden.
Für die geplante Außensanierung der Kirche wurde im Vorfeld ein 3D-Scan erstellt. So wurden die vom Denkmalamt geforderten detaillierten Pläne erstellt, welche für alle weiteren Planungsschritte als Grundlage dienen. „Dieses Verfahren spart Zeit und Geld und erleichtert auch künftige Renovierungen“, erläutert Gabriele Frey-Grimberg, Abteilungsleiterin Baupflichten bei der Stiftung Schönau.
Der nächste Schritt ist das Erstellen einer sogenannten Musterachse, um daraus mit dem Denkmalamt die genaue Ausführung der späteren Restaurierung zu definieren. Diese Musterflächen dienen dann als Grundlage für die spätere Ausschreibung.
Die Stiftung Schönau ist ein Unternehmen der Evangelischen Landeskirche mit Sitz in Heidelberg. Aufgabe der Stiftung ist die professionelle Bewirtschaftung ihres Vermögens. Die Erträge daraus fließen zu einem überwiegenden Teil direkt der Evangelischen Landeskirche in Baden zu und finanzieren kirchliches Bauen und Pfarrstellen. Mit der Erfüllung ihres Stiftungszwecks sorgt die Stiftung Schönau für den Erhalt zahlreicher Kirchen und Pfarrhäuser in Baden, darunter auch die Evangelische Stadtkirche in Schönau.
Das Stiftungsvermögen stammt aus dem ehemaligen Zisterzienserkloster Schönau, das im Zuge der Reformation aufgelöst wurde. Als letztes noch erhaltene Gebäude der Klosteranlage dient der ehemalige Speisesaal, das Refektorium der evangelischen Kirchengemeinde heute als Stadtkirche.