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Holzbauprojekt in Brühl auf der Zielgeraden

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Emilia Karchakova, Abteilungsleiterin Planung und Bau bei der Stiftung Schönau und Christian Taufenbach von Element A begrüßen die Gäste

Die Stiftung Schönau hat in Brühl bei Heidelberg vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 39 Mietwohnungen in nachhaltiger Holzbauweise gebaut – mit Holz aus dem stiftungseigenen Forst, das von regionalen Sägewerken verarbeitet wurde. Nach rund drei Jahren Bauzeit steht das Bauvorhaben nun kurz vor seiner Fertigstellung. Im Frühjahr 2024 soll die Vermietungsphase beginnen. Die vier Häuser, die sich in unterschiedlichen Ausbaustadien befinden, wurden bei einem Tag der offenen Tür der interessierten Presse vorgestellt. Eine zu diesem Anlass herausgegebene Broschüre fasst die wichtigsten Infos zusammen. 

Das Besondere dieses Projekts erläutert Ingo Strugalla, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Schönau: „Jedes der vier Häuser wurde von einem anderen Architekten entworfen und trägt dessen unverwechselbare Handschrift“. Zusätzlich ist das Büro Element A-Architekten aus Heidelberg für die Projektleitung und den Innenausbau verantwortlich.
Beim Tag der offenen Tür, zu dem neben der Presse auch die Architekturbüros geladen waren, gab es einen regen Austausch. „Dass die Chefs und Mitarbeitenden führender Holzbaubüros zusammenstehen und sich gegenseitig ganz offen berichten, was bei diesem Mehrfamilienhaus gut geklappt hat und wo es Probleme gab, die man dann so oder so gelöst habe, ist sicher ziemlich einmalig in der Architektur!“, so Christian Taufenbach von Element A. Höchstes Lob gab es von allen Seiten für die Stiftung Schönau, die dieses innovative Projekt gewagt, allen Widrigkeiten zum Trotz durchgezogen und nun teils schon zu einem bemerkenswerten Abschluss gebracht hat.

Leuchtturmprojekt
Das Bauprojekt verbindet Klimaschutz und hohe Wohnqualität mit der notwendigen Wirtschaftlichkeit. Für das nachhaltige Energiekonzept wurden verschiedene Möglichkeiten der alternativen Energieversorgung geprüft und verglichen. Aus Wirtschaftlichkeitsgründen sind Tragwerksplanung und Innenausbau zentral vergeben worden. Durch die Berücksichtigung mehrerer Entwürfe wird die Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Holzbausysteme erprobt. So wurde ein Mehrfamilienhaus ab Oberkante Keller komplett in Massivholzbauweise ohne den Einsatz von Leim errichtet. Ein anderes Haus wurde in einer Holz-Leichtbauweise mit einer Dämmung aus Holzwolle gebaut, die mit umweltfreundlicher Molke und Soda getränkt ist.
Ein von der Stiftung beauftragtes Ingenieurbüro führte für alle Entwürfe Simulationen zur Minimierung der Dämmstärken durch, was Baukosten spart und zusätzliche Wohnfläche schafft.
Als vorbildlich gilt das umfassende Planungskonzept der Stiftung Schönau. Bei der Planung wurde der gesamte Lebenszyklus der Gebäude betrachtet, insbesondere im Hinblick auf die „Graue Energie“ der Baustoffproduktion, der Betriebs- sowie der Recyclingphase.

Holz im Geschosswohnungsbau ist wirtschaftlich
Zu diesem Ergebnis kommt der gemeinsame Abschlussbericht von Stiftung Schönau, Transsolar Energietechnik und den beteiligten Architektur- und Planungsbüros zur wissenschaftlichen Projektbegleitung, die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wurde. Während der gesamten Planungszeit wurden die unterschiedlichen Massivholzbauweisen und verschiedene energetische Varianten auf Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit geprüft. Dabei stellte sich heraus, dass auch bei den zurzeit noch höheren Kosten für Holzbau trotz des angestrebten moderaten Mietniveaus eine wirtschaftliche Realisierung möglich ist. Voraussetzung dafür ist eine frühzeitige und mit allen Beteiligten eng abgestimmte Planung.
Die Wärmeerzeugung für Heizung und Trinkwasser wurde mit Photovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern und mit Sole-Wasser-Wärmepumpen auf Erdsonden-Basis realisiert. Da die hohen Investitionskosten für diese innovativen Techniken unter den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen über Energieeinsparungen für die Bauherrin nicht refinanzierbar wären, wurde der Umweg über einen „Energie-Contractor“ gewählt. Dieser kann auch problemlos Mieterstrom bereitstellen.

Sozial und wirtschaftlich nachhaltig
Das Holzbauprojekt in Brühl berücksichtigt nicht nur Umwelt- und Klimaaspekte, sondern ist auch sozial und wirtschaftlich nachhaltig. Für eine hohe Nutzerfreundlichkeit wurden die Wohneinheiten barrierefrei bzw. barrierearm ausgestaltet. Ein Teil der Wohnungen sind sogenannte „Schaltwohnungen“ mit flexiblem Grundriss. Bei Nutzungsänderungen kann die Aufteilung der Wohnung so ohne großen Aufwand verändert werden.

Nachhaltig und innovativ: Das Holzbauprojekt der Stiftung Schönau in Brühl

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